Gedanken zum Urlaubsbeginn

Am Freitag war unser letzter Arbeitstag in Kita und Praxis für dieses Schul- und Kitajahr. Viel ist passiert in diesem Jahr, viele Herausforderungen mussten bewältigt werden. Mit Abstand am besten haben alles mal wieder die Kinder gemacht. Die meisten haben das Homeschooling und die ganzen Auflagen in der Schule wirklich sehr gut gemeistert und wenig gejammert, auch wenn es bei jedem einzelnen Kind Spuren hinterlassen haben wird.

Leider gibt es aber auch sehr viele Kinder, die sowieso schon vorbelastet waren und durch die Pandemie noch mehr belastet wurden. Ich hoffe für jedes einzelne, dass es die Hilfe bekommt, die es benötigt, um wieder in ein glückliches, zufriedenes Leben zurück zu finden. Lasst uns nicht vergessen, dass in den Kindern unser aller Zukunft liegt. Man kann niemandem ein Leben ohne Sorgen garantieren, aber wir können uns gemeinsam und gegenseitig unterstützen.

 

Die Hochwasser-Katastrophe im Juli hat gezeigt, wie verletzlich wir Menschen sind. Viele denken noch immer, wir wären die Spitze der Evolution. Dabei sind wir so klein und nichts im Vergleich zur Kraft der Natur. Daher sollten wir uns doch wieder auf die wesentlichen Dinge im Leben besinnen. Wir sind soziale Wesen und aufeinander angewiesen. Die Hilfsbereitschaft, die sich in dieser Krise zeigt ist so enorm. Leider an vielen Stellen von purem Aktionismus geprägt und oftmals nicht zu Ende gedacht. Es ist toll, wie viele Spenden sich finden. Allerdings bekommen wir in der Gruppe zum Beispiel nun hunderte Schulranzen immer wieder angeboten, von Menschen die sie blindlings gesammelt haben. Genau das meine ich mit purem Aktionismus. Es ist wundervoll, dass sich jemand die Mühe macht Dinge zu sammeln, um sie zu spenden. Aber man muss auch bis zum Ende denken und die Familien finden, die diese Masse an Materialien auch benötigt und abnimmt. Deswegen haben wir uns für unsere Facebook-Gruppe Hochwasser Schulstart-Hilfe entschieden, dass wir nur im Auftrag von hilfesuchenden Familien Spenden sammeln, bzw. am liebsten direkt Paten vermitteln, die alles weitere im direkten Austausch mit der Familie besprechen. So können wir sicherstellen, dass genau DAS dort ankommt, WAS und WO es gerbaucht wird. Das ist unser Ziel und wir haben nun schon etlichen Familien und 2 Schulen geholfen.

 

Leider stelle ich immer wieder fest, dass Hilfe anzunehmen und um Hilfe zu bitten für die meisten Menschen eine Scham ist und große Überwindung kostet. Ich kann es aus eigener Erfahrung durchaus verstehen, weiß aber auch, dass es eben in manchen Situation nicht anders geht und absolut nichts ist, wofür man sich schämen müsste.

Was ist das eigentlich für eine Gesellschaft, in der Hilfe zu leisten sehr anerkannt ist und gern gesehen wird, um Hilfe zu bitten dagegen am liebsten vermieden wird? Das Eine kann doch ohne das Andere nicht sein!?!? Es ist ein Geben und Nehmen. Und derjenige, der heute Hilfe benötigt, kann sie vielleicht an einem anderen Tag einer anderen Person geben? Was ist schlimm daran mal auf der anderen Seite zu stehen? Wir alle kommen als hilflose Wesen auf die Welt und viele von uns werden zum Ende hin wieder Hilfe und Unterstützung benötigen. Wir ermutigen unsere Kinder um Hilfe zu bitten, wenn sie etwas nicht verstehen oder allein noch nicht schaffen. Wir ermutigen unsere Kinder ebenso anderen zu helfen und ganz ehrlich, es liegt in der Natur der Kinder dies sowieso zu tun. Sie sind so empathisch, schon im jüngsten Alter erlebe ich es in der Krippe, wie sehr sie auf die Befindlichkeiten der anderen Kinder schauen und sich gegenseitig helfen. Wann geht das verloren? Wann verlernen wir "Bitte hilf mir" zu sagen, wann wird es ein Makel, wenn man auf Hilfe angewiesen ist.

Ich wünsche mir eine Gesellschaft, in der all das so natürlich ist wie atmen. Sowohl helfen, als auch um Hilfe zu bitten. Eine Gesellschaft, die jeden einzelnen Menschen als wertvoll und besonders ansieht und in der jeder mit seinen Fähigkeiten und Fehlern einen Platz findet, der wertgeschätzt wird. Kein Beruf ist wertvoller als ein anderer, genau wie kein Mensch und kein anderes Lebewesen mehr oder weniger Wert hat als andere. Lasst uns gemeinsam beginnen einander zu respektieren, egal wie unsere aktuelle Lebenslage aussieht. Wer weiß schon, ob wir selbst nicht auch irgendwann in einer Situation sind, die wir aktuell "verurteilen"?!? Wer kann schon in die Zukunft sehen...  Vor einem Monat hätte auch niemand gedacht, dass von einem Tag auf den anderen so eine immense Naturgewalt tausende Existenzen verändert.

 

Ich wünsche mir, dass alle Schulkinder nach diesem kräftezehrenden Corona-Schuljahr nun die Chance bekommen trotz aller Widrigkeiten, mit einem gefüllten Schulranzen in die Schule gehen zu können und wenigstens dort ein wenig "normalen" Alltag zu erleben. Viele Schulen werden nicht wieder öffnen nach den Ferien, die Schülerinnen und Schüler werden auf andere Schulen verteilt. Lasst sie uns dabei unterstützen sich gut einzufinden und durch diesen Wechsel nicht noch mehr Boden unter den Füßen zu verlieren.

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